Nach den Unruhen im Jänner im Kongo, wo viele Menschen in der Hauptstadt Kinshasa gegen das korrupte Vorgehen des Präsidenten Joseph Kabila friedlich demonstriert haben, haben die präsidentschaftlichen Polizisten mit Schüssen reagiert und viele, vor allem junge Studenten ohne mit den Augen zu zwinkern umgebracht.
Ich hatte schon Angst es würde noch mehr ausarten und ich könnte nicht in den Kongo fliegen, doch nachdem mir Bekannte in Kinshasa Bescheid gegeben haben, dass alles wieder halbwegs ok wäre, reiste ich Anfang Februar diesen Jahres zum vierten Mal in den Kongo. Jedes Mal dasselbe: allein schon das Packen ist ein Riesenaufwand und das komische Gefühl-auf der einen Seite riesengroße Vorfreude, auf der anderen Seite auch Anspannung, was auf mich zukommen wird, wieder reise ich alleine, aber ich sage mir selbst immer, dass ich stark sein muss für meine lieben Mitmenschen in Tshumbe. Mit mehr als 100 kg geht die Reise los. Nach einem kurzen Aufenthalt in Kinshasa fliege ich nach zwei Tagen sofort weiter ins Landesinnere und dann weiter mit dem Jeep nach Tshumbe. Inzwischen kenne ich mich gut aus, kenne die meisten Behörden persönlich und freue mich alle wieder zu sehen. In Tshumbe werde ich herzlichst empfangen und bei dem Anblick all meiner geliebten Kinder und Freunde kommen mir die Freudentränen, ich bin einfach unglaublich glücklich, ich kann dieses Gefühl überhaupt nicht beschreiben, es ist herzzerreisend und wunderschön. Einen Tag nach der Ankunft beginne ich sofort zu arbeiten, denn viel Zeit habe ich dieses Mal nicht, nur einen Monat habe ich frei und diesen nutze ich natürlich für Tshumbe, um dann im Juli 2015 wieder zu kommen und länger zu bleiben. Die Umstellung des Essens, Klimas, Umgebung, alles zusammen fällt mir nicht mehr schwer, inzwischen bin ich es gewohnt und mein Körper kommt gut damit klar, obwohl natürlich manchmal Bauchschmerzen und Durchfall dazu gehören, muss man hier hart sein und weiter arbeiten.
Für den Schulbau, der im Sommer 2015 beginnen wird, werden nun alle möglichen Vorbereitungen getroffen: mit Papa Fabien, unserem fleißigen Koordinator, besichtige ich einige Ziegellager, die Ziegel werden im Prinzip per Hand mit roter Erde (Ton) selbst hergestellt und dann im Ziegelofen gebrannt. Gemeinsam mit einem lokalen Ingenieur und einem lokalen Bauteam werden wir die Schule errichten und ich bin so glücklich zu sehen, wie sehr sich die Menschen anstrengen, vor allem auch wie hart der Ingenieur jetzt schon arbeitet, damit alles tip top läuft. Auf unserem 4,5ha großem Grundstück, auf dem noch einige zukünftige Projekte erbaut werden, baut das Lehmhüttenbauteam von unserer Nachbarschaft innerhalb von fünf Tagen zwei riesengroße Lager auf. Ein 20m langes Ziegellager und ein 6m langes Baumaterialienlager. Sie arbeiten in sengender Hitze von 06.00 Uhr früh bis 19.00 Uhr abends, das nenn ich mal fleißig. Hier kommen dann alle Baumaterialien hinein, die für den massiven Schulbau gebraucht werden.
Im Kindergarten läuft es wirklich gut, alle Mitarbeiter arbeiten super und freuen sich riesig, dass ich hier bin. Ich finde es so schön zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln und sie heranwachsen. Jetzt sieht man wirklich die Unterschiede von den Kindern, die schon im dritten Kindergartenjahr sind und den Kindern, die im ersten Jahr sind. Die älteren beginnen sogar schon zu schreiben, das ABC zu lernen und zu rechnen, sie freuen sich schon unheimlich auf die Schule und können es kaum erwarten. Es ist so toll wie die großen Kinder den kleinen helfen und ihnen alles zeigen, die Freude und der Zusammenhalt kommt hier nie zu kurz.
Auch die Bezugspersonen der Kinder strengen sich richtig an, natürlich gibt es bei den Elternabenden oftmals große Diskussionen, das ist in Afrika normal, aber das nehme ich mit einem Lachen auf mich und ich sehe, wie sehr alle dieses Projekt lieben. Deshalb arbeiten wir fest mit ihnen zusammen, besprechen zukünftige Projekte und versuchen gemeinsam Lösungen für viele Probleme zu finden. Ich denke nur sie können ihr Land weiterentwickeln und nur sie wissen wie das geht: wir unterstützen sie dabei, aber es funktioniert nur gemeinsam mit ihnen!
In unserer Krankenstation ist wirklich viel zu tun, manchmal bin ich so stolz auf unser Krankenpersonal, wie sie alles aufnehmen und noch mehr lernen möchten und jede noch so schlimme Verletzung oder Krankheit, bei der man meint, dass der Patient jede Sekunde sterben könnte, so professionell und ruhig behandeln.
Auf dieser Reise war wieder einmal viel zu tun, wie immer und es ist wirklich nicht leicht, es ist auch fast unmöglich meine Arbeit dort richtig zu beschreiben, denn dort gibt es jeden Tag Herausforderungen, die sich „unsereins“ in Österreich nie zu träumen vermögen möchte. Es gibt Zeiten, wo ich komplett schockiert bin über die Zustände und die schlimmsten Krankheiten, die ich hier zu sehen bekomme und es gleichzeitig bewundere ich die Menschen hier so sehr, vor allem die Frauen, es ist unbeschreiblich was sie alles im Leben durchstehen und aushalten müssen und trotzdem noch so stark sind und die ganze Familie zusammenhalten, die ganze Familie ernähren und immer noch Lachen und tanzen in all dem Leid, sie sind so stark, ich weiß nicht wie ich mich ausdrücken soll um das jemanden zu erklären, der das noch nie gesehen oder erlebt hat.
Der Flieger für den Inlandsrückflug wird irgendwie immer kleiner, dieses Mal waren wir nur 13 Menschen im Flieger, inklusive Pilot und Co-Pilot, immer wieder interessant wenn unter deinem Sitz getrocknete Affen liegen und neben dir in einem durchsichtigen Plastiksackerl lebendige große Maden herumwühlen, das ist Afrika, das muss man alles mit einem Lächeln hinnehmen. In Kinshasa besuchte ich unseren Medizinstudenten Jules um zu sehen wie es ihm beim Studium ergeht, er nimmt es sehr ernst, lernt gut und er freut sich schon sehr in einigen Jahren als guter Arzt nach Tshumbe zurück zu kehren.
Dann gab es noch viel organisatorisches und Behördengänge zu erledigen, was immer sehr zeitraubend ist, bis man in Kinshasa von A nach B kommt, braucht man vieeel Geduld .Jetzt kehre ich wieder zurück nach Österreich und setze sogleich mein Studium der Kultur-und Sozialanthropologie fort, um noch effizienter mit der Bevölkerung zusammen zu arbeiten und sie noch besser kennen und verstehen zu lernen.