Ich, David Troppmair, entschloss mich gemeinsam mit meinem Freund Günther Mimm im Sommer 2014 für ein Monat in den Kongo zu gehen um ein bisschen in Tshumbe mitzuhelfen. Am 5. Juli ging es also los und wir stiegen ins Flugzeug von Wien über Addis Abeba nach Kinshasa. Als wir am nächsten Tag dort ankamen stand ich mit dem selben Gefühl wie fast jeden Sommer da: „Mama Africa – wir sind wieder da!“
Mehr oder weniger schnell gings rein in das Getümmel von Kinshasa, wo wir noch ein paar Sachen zu erledigen hatten. Einer der Gründe warum wir nach Tshumbe fahren wollten war die Verbesserung des Trinkwassers. Dessen Qualität lässt sich dort allerdings von uns nicht messen, deshalb suchten wir schon von Österreich aus ein Labor in Kinshasa und fixierten einen Termin. Prof. Muyembe zeigte uns gleich sein Institut National de Rechere Biomédicale und gab uns Gefäße und eine Kühlbox mit ins Landesinnere.
Typisch afrikanisch sollte dann auch die Anreise nach Tshumbe verlaufen, da als erstes einmal unser Inlandsflug von Kinshasa nach Lodja gestrichen wurde. Weil es in Afrika „immer irgendwie eine Lösung gibt“, ärgerten wir uns nur kurz und bekamen auch gleich die Information, dass ein anderes Flugzeug am nächsten Tag fliege. Nach dem Anblick dieses in die Jahre gekommenen, wahrscheinlich in Europa ausgemusterten Fliegers war uns einigermaßen mulmig im Bauch, aber da mussten wir durch. Nach einem zweistündigen, überraschend angenehmen Flug landeten wir in Lodja, einem Provinzstädtchen im Bundesstaat Kaisaï- Oriental, wo Manuela schon mit Papa Fabién auf uns wartete. Anschließend ging es weiter auf vollgepackten Motorrädern auf einer Sandpiste in extrem schlechten Zustand nach Tshumbe. Nach einigen technischen Problemen mit der Maschine und einer Flussüberquerung erreichten wir unser neues zu Hause nach einer ca. 10 stündigen Fahrt bis nach Mitternacht. Dort angekommen warteten Judith und Kerby schon hungrig mit dem Abendessen auf uns.In den nächsten Tagen in Tshumbe, wo wir sehr herzlich von Manuela, Kerby, Judith und den Mitarbeitern des Kindergartens sowie den vielen Kindern aufgenommen wurden, hieß es für uns einmal akklimatisieren. Die Lebensumstände in Tshumbe, ohne Strom und fließend Wasser, sind für uns Europäer erstmal eine Herausforderung.
Wir gingen auf Erkundungstouren im Dorf, lernten viele Leute kennen und wurden sofort in das tägliche Leben mit Aufgaben wie Wasser von der Quelle zu holen integriert. An dieser Quelle sahen wir sofort den desolaten Zustand des Wasserlaufes. Wir
überlegten, wie wir dies innerhalb von drei Wochen ohne großen finanziellen Aufwand verbessern konnten. Ein einfach ausgehobener natürlicher „Pool“ mit Wasser gefüllt fungiert als Quelle. Unserer Meinung das größte Problem daran ist, dass dieses Becken nicht verschlossen ist, das heißt, dass jegliche Tiere, Bakterien und somit auch Krankheitserreger uneingeschränkten Zugang zum Trinkwasser haben. Wir fingen sofort mit ein paar Freiwilligen Helfern an, dieses Problem so gut es geht zu beheben. Zuerst huben wir die Quellfassung aus und installierten einen Bambuszaun darin zur Befestigung. Weiters bauten wir ein Dach aus Bambus und fixierten darunter ein Moskitonetz, damit die Quelle wirklich geschlossen ist und niemand Zugang dazu hat.
Dass dieses Vorgehen nur temporär wirksam ist und nicht auf Dauer funktioniert war uns sofort klar, deshalb überlegten wir uns gleich wie, wenn wir im nächsten Jahr wiederkommen werden, eine längerfristige Lösung für dieses Problems gefunden werden kann. Dabei half uns ein Fragebogen des Sphere Projects, der eigentlich für Katastrophenregionen verwendet wird. Wir stellten verblüfft fest, dass ein Großteil dieser Fragen auf Tshumbe zutreffend sind auch wenn hier akut keine Katastrophe geschehen ist.
Ein weiterer Bereich in dem wir Tätig wurden war das neue Großprojekt von „Zukunft für Tshumbe“ – der Bau einer Volksschule. Nachdem Manuela den Baugrund bereits hatte, ging es bei uns um die ersten Schritte der Planung des Projektes. Günther, der
Bauingenieurswesen studiert, fungiert hier als Bauleiter und ich versuchte ihn in seiner Tätigkeit zu unterstützen. Baubeginn für das erste Haus soll im Sommer 2015 sein. In Tshumbe selbst erlebten wir sehr viel und es war ein wirklich atemberaubender Aufenthalt. Neben diesen Tätigkeiten verbrachten wir Zeit mit den Einheimischen und tauschten uns in unserem gebrochenen Schulfranzösisch mit ihnen aus. Gespannt waren vor allem die Männer und Burschen in Tshumbe, denen wir ein paar Fußbälle mitbrachten. Dies war dann auch neben dem Feuermachen um das Trinkwasser abzukochen eine fast tägliche Abendbeschäftigung.
In Tshumbe wurden wir während unserem gesamten Aufenthaltes sehr herzlich aufgenommen und so verging die Zeit wie im Flug. Nach ca drei Wochen ging es wieder zurück nach Lodja, diesmal mit einem Auto, und von dort aus nach einer Übernachtung nach Kinshasa. Hier hatten wir noch ein paar Tage um die letzten Impressionen aufzusaugen bevor es für Manuela und Judith wieder nach Europa und für Günther und mich weiter nach Äthiopien ging. Die Reise in den Kongo war für mich persönlich eine der interessantesten Erfahrungen in meinem Leben und ich möchte mich nochmals rechtherzlich bei dem
Verein Zukunft für Tshumbe und speziell bei Manuela Erber dafür bedanken, dass ich die Chance bekommen habe, dort hin zu reisen. Ich hoffe sehr, dass ich nächstes Jahr dorthin zurückkommen kann. Viele der Kinder und Mitarbeiter sind mir in der Zeit in
Tshumbe wirklich ans Herz gewachsen und ich kann jedem und jeder der/die bei dem Projekt mitarbeiten möchte es wärmstens Empfehlen. Natürlich ist es eine anstrengendeund manchmal nervenaufreibende Zeit, aber auch eine wundervolle Erfahrung.